Berufsunfähigkeitsversicherungen für Kinder und Schüler sind teuer, weil die Rente mitkalkuliert werden muss. Wäre stattdessen eine Anwartschaftsversicherung auf BU-Schutz sinnvoll? Diese These vertritt Versicherungsmakler Philip Wenzel in seinem Gastkommentar.
In allen anderen Fällen ist es sinnvoller, die Ausgaben abzusichern. Und schon für Erwachsene ist es schwer genug, herauszufinden, wie sich die Ausgaben in Zukunft entwickeln werden. Wann ist das Haus abbezahlt, werden meine Kinder studieren oder mit 18 ausziehen und arbeiten, wann passiert was Ungeplantes?
Was bei Erwachsenen schwierig ist, ist bei Kindern unmöglich. Und trotzdem ist es wichtig, schon früh an später zu denken und etwas für die Einkommensabsicherung zu tun.
In der heutigen Produktlandschaft lassen sich wenige Lösungen finden, die in ein rundes Absicherungs-Konzept für Kinder passen. Die populärsten Produkte für Kinder sind Rentenversicherungen mit Optionen für eine Berufsunfähigkeits-Versicherung ohne oder mit vereinfachter Gesundheitsprüfung. Das Gute daran ist die Option. Allerdings muss ich darauf achten, wie diese im Detail ausgestaltet ist. Entgegen der Meinung vieler, kann ich die Option nicht mehr ziehen, wenn ich bis dahin schon pflegebedürftig oder berufsunfähig bin. Aus Sicht des Kollektivs auch irgendwie nachvollziehbar. Optionen sind also eine Lösung für vieles, aber nicht für alles.
Die Rentenversicherung kostet extra
Das Schlechte an diesen Produkten ist die angedockte Rentenversicherung. An sich ist es sehr, sehr gut, wenn ich frühzeitig anfange fürs Alter vorzusorgen. Aber die Rentenversicherung belegt den Vertrag mit hohen Kosten, die sich nur dann wirklich lohnen, wenn der Vertrag bis zum Ende durchgespart wird.
In vielen Fällen wird der Vertrag aber wohl einem ersten Auto oder einer Gitarre zum Opfer fallen, sobald das Kind selbst über den Vertrag verfügen darf.
Meine Idee wäre es, die Kosten zunächst bis 18 zu berechnen und die restlichen Kosten erst dann auf den Vertrag aufzuschlagen, wenn er tatsächlich vom Kind als Altersversorgung übernommen wird. So würde die Anlage bis 18 besser laufen, falls das Kind ein Auto will und er hätte trotzdem die Möglichkeit, den Vertrag weiter als Rentenversicherung zu nutzen, wenn er denn gedanklich schon so weit ist.
Eine mögliche Lösung: Anwartschafts- und Lebensphasen-Modelle
Am besten wäre es aber, es gäbe Anwartschafts-BU-Versicherungen. Ich könnte also für ein Baby für 5 Euro im Monat den Gesundheitszustand soweit einfrieren, dass alles versicherbar ist, was nicht schon BU oder pflegebedürftig ist. So hätte ich die wichtige Option auch dann, wenn ich mir die 25 Euro Mindestbeitrag für die Rentenversicherung nicht leisten kann.
Auch schön wären Lebensphasen-Modelle. Ein Kind gegen BU abzusichern ist einigermaßen sinnlos, weil es kein Einkommen hat, noch eine Tätigkeit, die das Einkommen sichern würde. Das fängt erst bei Schülern an. Ein Produkt müsste bis zum Schuleintritt die Grundfähigkeiten absichern, dann die Schulfähigkeit und bei Berufseintritt dann die Berufsfähigkeiten. Optional könnte ich Leistungen bei Unfall und schweren Krankheiten anbauen.
Das Problem in der Kalkulation ist, dass ich das Produkt über alle Berufsgruppen streuen muss, weil ich ja nicht weiß, ob das Kind später mal Akademiker wird oder Dachdecker. So wäre wahrscheinlich zu befürchten, dass der Akademiker sich bei Eintritt ins Berufsleben neu günstiger versichern könnte. Das würde dann dazu führen, dass die Kalkulation falsch war, weil ich im Kollektiv nicht mehr gleich viele Akademiker und Dachdecker habe.
Unterm Strich bleibt die beste Absicherung eines Kindes ein guter Vermittler an der Seite, der immer wieder den Versicherungsschutz an die neuen Lebensabschnitte anpasst. Für jeden Versicherer hilfreich wären verschiedene Produkte, die Optionen für den späteren Abschluss einer BUV ohne Gesundheitsprüfung anbieten. Idealerweise gäbe es eine Option als Stand-alone-Produkt. Aber bis der Markt soweit ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als am Ball zu bleiben und die Lebensabschnitte einzeln sauber abzudecken.
(Quelle: xing-news.com, 30.11.18, Philip Wenzel)
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