Arbeiten bis 67 oder 70? Viele Deutsche wollen nicht so lange warten, bis Sie in Rente gehen. So rechnen Sie nach, wie viel Sie heute sparen müssen, um sich einen früheren Ruhestand leisten zu können.
Wie viel Frührente kann ich mir leisten? Die Antwort auf diese Frage hängt von drei Faktoren ab:
In welchem Alter wollen Sie in Rente gehen?Wie lange haben Sie bis dahin noch Zeit?Wie viel Geld wollen Sie dann zur Verfügung haben?
Je früher Sie in Rente gehen wollen, desto höher ist der Abschlag, den die Rentenversicherung für den Rest ihres Lebens ansetzt. Heißt: Sie müssen einen höheren Betrag privat ausgleichen. Das geht. Aber nur, wenn Sie genug Geld zur Verfügung haben. Je früher Sie anfangen zu sparen, desto eher wird Ihr Traum von der früheren Rente also wahr.
Was kostet das?
Die deutsche Rentenversicherung fordert für jeden Monat, den Sie früher in Rente gehen, 0,3 Prozent Abschlag. Das läppert sich, wie Sie in dieser Grafik sehen:
Zum Verlust bei der gesetzlichen Rente kommt natürlich die Einbuße des normalen Gehalts hinzu. Das Gehalt variiert natürlich stark, liegt aber bei den meisten Deutschen zwischen 18.000 und 45.600 Euro brutto im Jahr. Von 45.600 Euro bleiben netto circa 27.500 Euro – oder besser gesagt, blieben.
Ein Jahr früher in Rente:
Der Abschlag für zwölf Monate Rente liegt bei 3,6 Prozent. Er errechnet sich aus den zwölf Monaten mal 0,3 Prozent, dem von der GRV geforderte Abschlag. Bei einem monatlichen Rentenanspruch von 1000 Euro sind das 36 Euro Einbußen. Bei einer Lebenserwartung von ca. 23 Jahren läppert sich dieser Betrag jedoch. Am Ende bekommt der Rentner 15.552 Euro weniger.
Zwei Jahre früher in Rente:
Der Abschlag für 24 Monate Rente liegt bei 7,2 Prozent. Bei einem monatlichen Rentenanspruch von 1000 Euro sind das 72 Euro Einbußen. Bei einer Lebenserwartung von ca. 23 Jahren muss der Rentner auf 19.872 Euro verzichten.
Vier Jahre früher in Rente
Früher als mit 63 können Arbeitnehmer aktuell nicht in Rente gehen. Wer nicht für die Rente mit 63 qualifiziert ist, also keine 45 Versicherungsjahre vorweisen kann, muss einen Abschlag von 14,4 Prozent hinnehmen. Das sind bei 1000 Euro Rentenanspruch 144 Euro weniger. Bis zu seinem statistischen Lebensende kommt für unseren Beispielrentner ein Minus von 39.744 Euro zusammen.
Wie bezahle ich das?
Die wichtigste Frage ist: Müssen Sie das entstandene Finanzloch ausgleichen oder ist ihnen der frühere Ruhestand die Einbuße womöglich wert und Sie können auf das Geld verzichten? Haben Sie aktuell noch große offenen Rechnungen, wie zum Beispiel Raten für Ihr Haus oder die Ausbildung Ihrer Kinder, bleibt Ihnen wohl nur sparen. Hier kommt es darauf an, wie viel Geld Sie brauchen und wie viel Zeit Sie haben.
Ein kurzes Beispiel
Sie wollen in zehn Jahren mit 63 in Rente gehen. Bis dahin haben Sie Ihr Haus abgezahlt und Ihre Kinder stehen auf eigenen Füßen. Bleiben wir bei dem Beispiel oben, hätten Sie einen Rentenanspruch von 1000 Euro, der wegen der Abschläge auf 856 Euro sinkt. Sie müssten also 1728 Euro im Jahr selbst dazuschießen. Das geht aktuell am besten mit einem Sparplan.
Je älter der Sparer, desto breiter gestreut sollte er investieren, zum Beispiel in weltweit aufgestellte Fonds wie den Index MSCI World. Der Vorteil: „ETFs sind kostengünstig und sicher in kleinen Stückzahlen handelbar", sagt Tom Friess, Leiter des VZ Vermögenszentrums in München.
„Mittel, die noch länger als sieben Jahre nicht 'verzehrt' werden, können in Anlagen mit höheren Kursschwankungen investiert werden, wie zum Beispiel Aktien." Ideal für den Anfang sind 75 Prozent ETFs und 25 Prozent Bankanlagen.
Nähert sich die Rente, können Sparer beginnen, Teile ihrer Anlage zu verkaufen: „Wenn die Kurse günstig sind, verkaufen Sie den Teil Ihrer Anlage, den Sie in Ihrem ersten Jahr im Ruhestand brauchen, im Jahr darauf den Teil für das zweite Jahr und so weiter“, sagt Friess.
Wenn die Kurse sinken, sollten Anleger einen kühlen Kopf bewahren und erst einmal nicht weiter verkaufen: „Sobald die Kurse wieder steigen, kann man als Ausgleich etwas mehr umschichten.“
Mit Rentenversicherungen hingegen sollten auch ältere Arbeitnehmer vorsichtig sein: Der Abschluss ist teuer und die Gebühren treiben das benötigte Vermögen in die Höhe. Zudem ist die Rentenversicherung in der Regel nicht vererbbar.
(Quelle: focus.de, 22.10.2018)
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