Wer Haus oder Wohnung über einen Makler kauft, zahlt eine Provision. Doch die steigt immer mehr zu Lasten der Käufer. In Deutschland ist sie deutlich höher als im Rest Europas und variiert auch je nach Bundesland.
Derzeit laufen große Teile der Maklerbranche Sturm gegen die Pläne der Bundesregierung: Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) will in Kürze einen Gesetzentwurf vorlegen, nach dem künftig nur noch die Verkäufer von Immobilien die Maklerprovision zahlen sollen. Das Prinzip gilt schon seit 2015 bei Vermietungen über Makler und soll jetzt auch bei Immobilienkäufen gelten. Einige Interessenvertreter wie Kai Enders, Vorstand bei der Maklerkette Engel & Völkers, treten öffentlich für eine Teilung der Maklercourtage auf Käufer und Verkäufer ein. „Wir wollen weiterhin für beide Seiten tätig sein und lehnen das Bestellerprinzip ab, bei dem wir nur noch den Verkäufer unterstützen“, sagt Enders im Interview mit der WirtschaftsWoche.
Grundsätzlich könnte das in weiten Teilen Deutschlands schon jetzt so sein. Aber die Realität ist eine ganz andere. Zwar gilt theoretisch die hälftige Aufteilung der Provision schon in elf von 16 Bundesländern. Lediglich in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Hessen geht die Entlohnung des Maklers üblicherweise allein zu Lasten der Käufer. Alle übrigen teilen die Courtage auf beide Parteien auf, so ist es seit Jahren offiziell gelebte Praxis. Angeblich zahlen die meisten Immobilienkäufer in Deutschland somit höchstens 3,57 Prozent vom Kaufpreis an den Makler.
Tatsächlich zahlen die Käufer aber schon seit Jahren mehr als die Hälfte: Auswertungen des Maklerunternehmens Homeday aus drei Millionen Immobilieninseraten zeigen, dass Käufer in Bundesländern wie Niedersachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen statt der 3,57 Prozent eher knapp sechs Prozent des Kaufpreises an den Makler abdrücken, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sind es sogar 6,1 beziehungsweise 6,14 Prozent. Auch in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein liegen die Provisionen spürbar über dem offiziellen Satz.
Hauskäufer zahlen in all diesen Ländern zu viel an den Immobilienvermittler. Wer beispielsweise in Sachsen eine Immobilie für 200.000 Euro kauft, zahlt dann statt der üblichen 7140 Euro gleich 12.280 Euro – ein Aufschlag von 5140 Euro.
Lediglich in den Bundesländern, in denen die Courtage traditionell allein vom Käufer zu zahlen ist, liegt sie in der Praxis durchschnittlich unter dem offiziellen Satz, allerdings nur marginal. Das dürfte daran liegen, dass Makler und Verkäufer in Einzelfällen sich von der hohen Courtage runterverhandeln lassen und so den Durchschnitt senken.
Das bedeutet unterm Strich, dass Makler und Verkäufer im größten Teil Deutschlands am längeren Hebel sitzen und den Käufern ihre Preise aufdrücken können. Tatsächlich gibt es für die Höhe der Maklercourtage keine gesetzlichen Vorgaben. Einige Anbieter, wie aktuell Homeday, wollen deshalb die Provisionssätze senken und die marktüblichen Konditionen unterbieten.
Die Einführung des Bestellerprinzips wäre insofern ein Vorstoß, um Verbraucher vor hohen Maklerkosten zu schützen. Kritiker befürchten allerdings, dass die Provision einfach auf den Immobilienkaufpreis aufgeschlagen wird, wenn künftig nur noch der Verkäufer den Makler bezahlen soll. In einem boomenden Markt lassen sich höhere Kaufpreise natürlich leichter durchsetzen.
(Quelle: wiwo.de, Andreas Toller, 03. Dezember 2018)
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