Eine neue Marktuntersuchung zur privaten Krankenversicherung bringt neben der Übersicht zu den Gewinnern in der PKV auch versicherungsgeschäftliche Ergebnisquoten sowie Schadenquoten. Was man daraus für die Beitragsentwicklung ablesen kann.
Das Jahr 2017 war für die PKV durchwachsen. Das anhaltende Niedrigzinsniveau drückt die Renditen weiter nach unten. Bei den Bewertungsreserven gab es eine Trendwende und die Beitragseinnahmen haben den stärksten Zuwachs seit sieben Jahren. Dies sind wichtige Ergebnisse des Map-Report 903 – „Bilanzanalyse: Private Krankenversicherung 2008 bis 2017“.
„Die Aussichten für die Branche sind dennoch nicht rosig“, sagt Chefredakteur Reinhard Klages. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen etwa lag 2017 mit 3,46 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau (3,71 Prozent), Tendenz durch die EZB-Politik weiter fallend. Der Tendenz setzte die Branche 2017 auch wieder die Auflösung von Bewertungsreserven entgegen. Verzeichneten 2016 beinahe sämtliche Anbieter noch deutliche Steigerungen der Bewertungsreservequote, ging es 2017 bei allen Versicherern aus genanntem Grund bergab.
Die laufende Durchschnittsverzinsung fiel laut Map-Report 2017 deutlich auf nunmehr 3,3 Prozent (2016: 3,51 Prozent) und lag damit 0,16 Prozentpunkte unter der Nettorendite. Die höchsten Werte erreichten Allianz (4,1 Prozent), Inter (3,94 Prozent) sowie R+V (3,83 Prozent). Das Problem ist jedoch das Neugeschäft. Nur elf der 31 untersuchten Versicherer konnten es ausbauen.
Ungünstige Begleitumstände durch Stärkung der GKV
„Ab 2019 sinken durch das Versichertenentlastungsgesetz in der gesetzlichen Krankenversicherung die Beiträge für Arbeitnehmer und Selbstständige“, blickt Klages voraus. Dadurch dürfte das PKV-Neugeschäft weiter ausgebremst werden. Weiteres Handicap: Durch das Halbieren des durchschnittlichen Mindestbeitrags zur GKV für Selbstständige und Freiberufler auf 171 Euro wird die GKV zum 1. Januar 2019 erheblich günstiger und attraktiver. „Gleichzeitig verringert sich das Neugeschäftspotenzial vor allem für die PKV-Unternehmen, die sich besonders auf diese Zielgruppe fokussieren“, weiß Klages.
Die Schadenaufwendungen der Branche werden gemessen in Aufwendungen für Versicherungsfälle und Veränderung der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle. Sie stiegen 2017 um 951 Millionen Euro auf 27,7 Milliarden Euro. Im Durchschnitt sank die Schadenquote als Gradmesser dafür, in welchem Umfang die Beitragseinnahmen unmittelbar in Versicherungsleistungen und Alterungsrückstellung fließen, von 79,1 auf 77,4 Prozent.
Am niedrigsten fiel die Schadenquote bei der Mecklenburgischen (54 Prozent), DEVK (66,3 Prozent) und HanseMerkur (69,9 Prozent) aus. Am höchsten bei Freie Arzt- und Medizinkasse der Angehörigen der Berufsfeuerwehr und der Polizei - FAMK (87,2 Prozent), Huk-Coburg (86,4 Prozent) und Debeka (84,3 Prozent).
Alterungsrückstellungen sind wichtige Kennzahl
Um die Auswirkung dieser Kennzahl auf die Stabilität der Beiträge im Alter abzuschätzen, lohnt ein Blick auf die Höhe der Alterungsrückstellungen. 2017 betrugen diese Rückstellungen in der gesamten PKV-Branche 246,94 Milliarden Euro. Mit am niedrigsten waren sie bei Mecklenburgische, DEVK und FAMK.
Das lässt darauf schließen, dass bei erhöhten Leistungsfällen der Versicherten dieser Unternehmen die Beiträge im Alter schneller steigen könnten als bei Versicherern mit hohen Alterungsrückstellungen, allen voran Debeka, DKV, Allianz sowie Signal-Iduna. Allerdings haben Mecklenburgische und DEVK laut Map-Report prozentual mit am meisten ihre Alterungsrückstellungen aufgestockt, in absoluten Zahlen ist das aber noch sehr niedrig.
Betrachtet man den Anteil der Alterungsrückstellungen an den Kapitalanlagen, so sind sie im Schnitt auf 90,1 Prozent gestiegen. Der allermeiste Teil der Kapitalanlagen dient also der Alterungsrückstellung. Überdurchschnittliche Werte erreichen hier die sehr kleine FAMK (94,5 Prozent), DKV (93 Prozent) und Gothaer (92,6 Prozent). Sehr niedrig sind dagegen Anteile der Alterungsrückstellungen an Kapitalanlagen bei Mecklenburgische und DEVK (je 69,9 Prozent).
„Da auch die Beitragseinnahmen deutlich stärker stiegen als der Schadenaufwand und zudem die mittleren Deckungsrückstellungen ungebremst zulegten, wundert es nicht, dass zwei Drittel der Unternehmen fallende Schadenquoten ausweisen“, erklärt Klages. Und verweist unter anderem auf die genannten Kennzahlen, die bei den Unternehmen zum Teil stark auseinanderdriften.
Wie das versicherungsgeschäftliche Ergebnis der PKV ausfällt
Beispiel versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote. Laut Kennzahlenkatalog der PKV beinhaltet es das versicherungsgeschäftliche in Relation zu den verdienten Bruttobeiträgen. Die Quote gibt an, wie viel vom Beitrag der Versicherer nach Abzug der Aufwendungen für Kosten und Schäden übrighat. Marktweit betrug sie 13,9 Prozent der verdienten Bruttobeiträge (2016: 12,1 Prozent).
Am besten kalkuliert haben 2017 Mecklenburgische (33,1 Prozent), Landeskrankenhilfe (22,6 Prozent) und DEVK (21,6 Prozent). Hart an der Grenze kalkulierten offenbar Huk-Coburg (9,2 Prozent), Debeka (10,2 Prozent) und Bayerische Beamten-Krankenkasse (10,8 Prozent). Angaben hierzu blieben Inter und FAMK dem Map-Report schuldig.
„Die Beurteilung eines Unternehmens sollte nicht an einer oder zwei einzelnen Kennzahlen festgemacht werden“, warnt Klages. Die Solidität eines Versicherers sei nicht allein von seiner finanziellen Ausstattung oder vom Zinsniveau abhängig. Auch die Größe sowie die Bestandszusammensetzung beeinflussten die Ergebnisse der Kennzahlen.
(Quelle: procontra-online.de, 29.08.2018, von Detlef Pohl)
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