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PKV-Beiträge steigen, aber auf lange Sicht nicht so stark wie bei gesetzlichen Kassen!



Berlin. Privatversicherte müssen sich im kommenden Jahr auf höhere Prämienzahlungen einstellen. Die Beiträge werden nach Schätzungen des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) im Schnitt um 1,9 Prozent steigen. Der Verband betont allerdings: Im vergangenen Jahrzehnt seien die Beitragserhöhungen pro Versichertem insgesamt niedriger ausgefallen als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Der PKV-Verband stützt sich bei der Aussage auf ein internes Papier, das die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung bei privaten Krankenversicherungen und gesetzlichen Kassen seit 2009 unter die Lupe nimmt. In der Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV werden auch die absehbaren Steigerungen bis 2019 einbezogen.


Während für die Beitragszahlungen der Privatversicherten in dem Zeitraum eine jährliche Steigerung von durchschnittlich 2,8 Prozent zu verzeichnen sei, betrage der Anstieg bei gesetzlich Versicherten 3,3 Prozent pro Jahr.

Die Beitragsbelastung der rund 8,8 Millionen Privatversicherten sei weniger stark gewachsen, „obwohl die aktuelle Niedrigzinsphase höhere Beitragsanpassungen zur Finanzierung der Altersrückstellungen erfordert“, heißt es in der Analyse, die dem Handelsblatt vorliegt.


Die private und die gesetzliche Krankenversicherung unterscheiden sich grundlegend in der Finanzierung. Während im Umlageverfahren der GKV die laufenden Einnahmen unmittelbar für die Leistungsausgaben verwendet werden, stellen die Privaten einen Teil der Beiträge ihrer Versicherten für die steigenden Ausgaben im Alter zurück. Das Geld wird dabei an den Kapitalmärkten angelegt.


Wegen steigender Prämien wird der PKV regelmäßig der Untergang prophezeit. Erst kürzlich warnte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, dass sich die Belastung für Privatversicherte in wenigen Jahren verdoppeln werde. Die Linkspartei prangert an, dass immer mehr Privatversicherte in Notlagentarife mit deutlich verringerten Leistungen rutschen würden, weil sie die Prämien nicht mehr bezahlen könnten.

Der PKV-Verband hält dagegen, dass Negativschlagzeilen über eine Kostenexplosion bei Privattarifen den strengen Regeln für Beitragserhöhungen geschuldet seien. Oft würden die Prämien für Privatversicherte nämlich über Jahre nicht oder nur gering steigen. Wenn dann die Voraussetzungen für eine Anpassung erfüllt seien, komme es zu einem nachholenden Beitragssprung.





GKV profitiert vom boomenden Arbeitsmarkt


In der gesetzlichen Versicherung verlaufe die Mehrbelastung der Versicherten dagegen schleichend, etwa durch die regelmäßige Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Ein größerer Teil des Einkommens wird dabei beitragspflichtig. Unter dem Strich, das sieht jedenfalls die Versicherungsbranche so, nehme die Beitragsbelastung in der GKV stärker zu.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen hält die Zahlen der Versicherungsbranche für wenig aussagekräftig. „Die theoretischen Berechnungen des PKV-Verbandes sind das eine, das tatsächliche Erleben der Versicherten beim Preis-Leistungsverhältnis das andere“, sagte GKV-Sprecher Florian Lanz dem Handelsblatt.


Die Zusatzbeiträge aller gesetzlichen Krankenkassen seien im Internet übersichtlich veröffentlicht, bei der privaten Krankenversicherung gebe es eine vergleichbare Liste nicht. „Wir zumindest sehen es als gutes Signal, dass sich Jahr für Jahr mehr Menschen für die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung entscheiden, in der niemand die Hürde einer Gesundheitsprüfung überwinden oder Aufschläge wegen Vorerkrankungen bezahlen muss“, sagte Lanz.


Der PKV-Verband versucht auch dem Eindruck entgegenzutreten, dass die Ausgaben für Anbieter privater Krankenversicherer wegen üppiger Leistungsversprechen aus dem Ruder laufen würden. Den Berechnungen zufolge stiegen die Ausgaben in der GKV in den vergangenen zehn Jahren um 3,5 Prozent, bei den Privatversicherern dagegen nur um 3,1 Prozent.

Kostentreiber im Gesundheitswesen sind vor allem der medizinisch-technische Fortschritt und die alternde Gesellschaft. Bei der demografischen Entwicklung sei die PKV wegen der kapitalgedeckten Altersrückstellung aber besser aufgestellt, heißt es aus der Branche. In der gesetzlichen Krankenversicherung hätten die wachsenden Ausgaben nur ohne Beitragssatzsteigerungen gestemmt werden können, weil dank des boomenden Arbeitsmarktes die Beitragseinnahmen sprudeln.




(Quelle: handelsblatt.com, Gregor Waschinski, 11.12.2018)

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